Flurnamen
Flurnamen
Erläuterungen zum Teil nach Angaben von Dr. U. Grüninger und Prof. J.U. Hubschmied, aufgezeichnet im September 1959 von Martin Eich (*1883, †1973), pens. Sekundarlehrer, Oftringen
Alp
Ist sicher als Weidegebiet, wie in den Alpen aufzufassen. Das Gelände war wohl immer öffentlicher Besitz der Gemeinde, Allmend, bis auf ein kleines Bauerngütlein hart am Luterbachweg. Jetzt hat die Gemeinde ein grösseres Stück davon an die NOK verkauft zum Bau eines elektrischen Unterwerkes.
Alte Strasse
Verbindungsweg zwischen Zofingen und Aarburg über Schwarzstier - Nigglishäusern, im Gegensatz zur später erbauten neuen Strasse, der heutigen Basler-Luzernerstrasse. In ihrem unteren Teil ein ehemals trocken gelegter Arm der Wigger.
Birchenfeld
Der Name ist schon früh bezeugt, eine Urkunde meldet: Küngoldingen am Birchenfeld. Es umfasste das Gelände vom Wegweiser gegen Mittag bis gegen Zofingen hin. Der Name ist wohl abgeleitet vom Baumbestand Birke = Birche. Solche Flurnamen gibt es noch genug: Aspi, Farni, Lerchi usw. Die Zofinger Chronik berichtet vom Birchenfeldestrich für das ostwärts anschliessende Högerli, über das vor dem Bahnbau die Ortsverbindungsstrasse Küngoldingen-Oftringen führte. Högerli war zu Anfang dieses Jahrhunderts von den Anwohnern noch allgemein gebräuchlich (so: s‘Grabers uf em Högerli). Högerli und Hoger sind altdeutsche Wörter und gehören zu "haug" = hoch. Hügel ist erst mit der Schriftsprache aufgekommen.
Bifang
So sind zwei Örtlichkeiten benannt. Die erste an der Zürichstrasse mit dem Bauernhaus - früher bernisches Zollhaus - gegenüber der Einmündung der Schneckenbergstrasse, die andere das Gelände des Bauernhofes Zimmerli am Bifangsträsschen. Von Bifang stammen die Namen Bifanger, Infanger, Fankhauser. Auch der erste Hof war bis zur Jahrhundertwende von einer Familie Zimmerli bewirtschaftet, allgemein, und mir selber noch bekannt unter dem Namen s‘Bifanger Fritze.
Der Bifang war von der Allmend ausgeschieden, ingefangen, ahd. (Althochdeutsch) bifahan, mhd. (Mittelhochdeutsch) bifahen = umfangen. Daneben gab es auch die Bezeichnung, bizune = einzäunen, ahd. biwandan = umwinden und daraus biunda, biunte, Bünt. Bifang und Bünte bedeuten also dasselbe (Bündtengässli, Zofinger Bündten).
1345 wird der Weg mit dem Namen Zürichstrasse gemeldet, der von Fleckenhausen her durch die dortigen Matten, Oftringer Bifang geheissen, nach Oftringen führt. Grundstücke westlich der Fabrik Siegrist, auf Aarburger Territorium, heissen heute noch "im Bifang". Der Name ist also erhalten geblieben.
Bühnenberg
Büne heisst (oder hiess) "eingezäuntes und gedüngtes Stück Land für Hanf oder Flachs". In dieser Bedeutung ist es (nach dem Schweiz. Idiotikon) noch bezeugt in den Kantonen BS, BE, FR, SO. In der ganzen deutschen Schweiz sind wohl noch üblich die Nebenformen bünde, bünte, bünt, pünt (Idiotikon 4). bünen ist plural. Der Singular liegt vor im Namen der Häusergruppe Bümberg (aus Bünberg) Gemeinde Heimbach bei Thun.
Etymologisch gehören büne, bünde usw. zu einem Verbum biwinden, umwinden, umschliessen, umzäunen, heissen also ursprünglich soviel wie Umzäunung. Der Bühnenberg ist also nach solchen umzäunten Äckern benannt (J.U. Hubschmied).
Eggenscheide
Deutet offenbar, wie in Rothrist "zum scharfen Ecken", auf eine spitze Strassengabelung hin, wo die Strasse sich nach zwei Richtungen scheidet.
Engelberg
In vorchristlicher Zeit sind auf altkeltischem Siedelungsgebiet keine Gottheiten mehr verehrt worden als "die Mütter". Auf über 700 Steinen aus gallorömischer Zeit stehen Weihinschriften wie Matris, Matronis, Matribus = den Müttern. Sehr häufig werden sie auch auf Reliefs dargestellt, meist in der Dreizahl, die mittlere mit einem Kind auf dem Arm, wie später Maria dargestellt wurde. Sie erscheinen den Gläubigen meist auf Bergeshöhe oder an Flüssen. Der vorchristliche Glaube ist vielfach bis heute geblieben, aber die Namen haben sich geändert. An Stelle der Matres (Mütter) sind getreten im mittelalterlichen Latein Dominae, französisch les bonnes dames, les dames blanches, deutsch die wissen Frauen, die drei Schwestern. Das Christentum hat die vorchristlichen Vorstellungen entweder als heidnisch bekämpft, daher Bergnamen wie les Diablons, les Diablerets = die Teufelchen, la Diavolezza = die Teufelei, die Teufelsstöck, ds Unghürhorn usw., oder beibehalten: Die drei Schwestern im Vorarlberg, die Wissi Frau, die Wildi Frau; oder vorchristlicht: Engel, Bergstock bei Frutigen, Engelhörner im Haslital, Engelstock zwischen Schwyz und Sattel und der häufige Name Engelberg (Hubschmied).
Der Name auch unseres Engelberges weist also auf altheidnische Vergangenheit hin.
Esel
Ist keltischen Ursprungs und hiess aisil. Die Alemannen haben das Wort verdeutscht: Es bedeutet hoher oder steiler Berg (Eselswand am Pilatus).
Finsterthüelen
In der Zofinger Chronik wird 1517 die weyd Finsterthüelen genannt. 1556 erscheint der Name wieder: Finsterthüelen ob dem Dorf Oftringen. Die Aussprache "Feisterthüle" berechtigt zur Annahme, dass Feiss zugrunde liege. Im Zof. Urk. Buch ist am 11. August 1439 mitgeteilt, dass die Schwestern zur Samung (klösterliche Vereinigung) mit Willen ihres Vogtes Peter Ottimann an Wernan Steren, burger Zofingen, ein Mannswerk Matten verkaufen, auf dem Birchenfeld neben Goetschi Feissen Acker gelegen. Finsterthüelen bedeutet demnach des Feissen Tüele. Tüele, Tole, Telli, Dili stehen im Ablautverhältnis, bedeuten Tal und haben ihre Herkunft von ahd. taljon. Sie geben tiefe Lagen an.
Gilam
Prof. J.U. Hubschmied erklärt den Namen wie folgt: Gilam, Gelände Oftringen AG, kann seiner Lautgestalt wegen kein altes deutsches Wort sein. In den meisten westschweizer Patois entspricht dem au der französische Schriftsprache der Laut â. So erklärt sich berndeutsch sasse aus westschweizerisch sassa = französisch la sauce; deutschweizerisch Wat aus altwestschweizerisch Vat (heute Va) = französisch Vaud. Dieses aus burgundisch alemannisch Wald.
Analog entspricht dem französischen Familiennamen Guillaume in den meisten westschweizerischen Patois heute Giyame, im Bernerjura Giyam, früher gilam (mit mouilliertem l = Ł). Ein Guillaume, gesprochen giłam, wird der Besitzer des Geländes Gilam gewesen sein. Die Deutschen ersetzten den ihnen unbekannten Laut ł durch l. Nach dem Besitzer ist das Grundstück benannt.
Güggi
Auch Güggi oder Guggi wird nach dem einstigen Besitzer des Hofes benannt sein. Die Guggi sind nach dem Familiennamenbuch der Schweiz seit alters Burger von Grenchen SO.
Heidenloch, hinter Bachthalen
Der Name wird kaum auf eine Heide zurückzuführen sein und prähistorische Funde sind keine gemacht worden. So bleibt als annehmbare Erklärung wieder der Personenname. Heito ist altalemannisch gut bezeugt. Es könnte also heissen: Heitin-loh = Wald des Heito.
Hochwacht
Erinnert an die optische Militäralarmeinrichtung des alten Bern. Die drei bei unserer Hochwacht zusammenstossenden Gemeinden Oftringen, Safenwil und Uerkheim hatten für den Unterhalt zu sorgen. 1826 ist Gebäude und Land, Hochwacht geheissen, von den Gemeinden verkauft worden. Heutiger Besitzer ist die Ortsbürgergemeinde Zofingen.
Kallerhag
Gesprochen: Challerehag, heisst der Hag (die Hecke), der das Grundstück oder Heimwesen umgrenzt, den man den Challer nannte. Das Heimwesen oder das Grundstück des Challer nannte man d‘Challere, gebildet wie zahllose andere Heimwesennamen: d‘Aebischere, d‘Bergere, d‘Hodlere, d‘Lutzere, d‘Biglere usw.; daher Challerehag "Hecke um d‘Challere", das Heimwesen des Challer.
Der Name Kaller ist abgeleitet von mhd. kallen = viel und laut sprechen, schwatzen.
Der Name Kaller ist nicht altschweizerisch. Kaller sind zwar Burger von sieben schweizerischen Gemeinden, aber in allen erst seit 1900 eingebürgert, waren wohl alle früher deutsche Staatsbürger.
Dass der Challerhag nach einem früh aus Deutschland eingewanderten Kaller benannt sei, ist recht unwahrscheinlich. Vielmehr wird der Kaller, nach dem ein Heimwesen oder diese Gegend benannt ist, hergekommen sein vom Weiler Chall in der Gemeinde Eptingen BL (Ober-, Unterchall).
Chall heissen eine ganze Reihe von Passübergängen in der Schweiz. Auch der Weiler Chall liegt an einem solchen, ist nach diesem benannt. All diese Passübergänge wurden schon in römischer Zeit benutzt, denn Chall stammt von lat. callis (woraus italienisch calle) Pfad, Fussweg., (J.U. Hubschmied).
Kaserloch
Loch mag Mulde bedeuten oder ahd. loo = Wald. Cas, galloromanisch casa = Haus, Hütte voralemannischer Bauern. Kaserloch will wohl sagen: Bei den Hütten am Wald oder Hütten im Loch.
Lerbhalde
Halde von ahd. Halda. Dazu gehört das Adjektiv hold = geneigt. In einem lateinischen Text (Fontes) heisst die Flur (de) Haltun. Gemeint ist die Lerbhalde. Vermutlich geht der Name auf die Lerber zurück. Sie stammen aus Leerau, waren in Mellingen, Bern und anderswo ansässig. In Bern bekleideten sie Ämter. 1643 soll ein Säckelmeister Lerber zwischen Zofingen und Bern vermitteln.
Lerchenfeld
Südlich Wirtshüsli ist keine alte Flurbezeichnung. Der Name wurde erst in den 40er Jahren bei der Überbauung des Gebietes zur besseren Orientierung für die Postzustellung gegeben und erinnert an den damaligen Besitzer des Grundstückes Otto Lerch in der Bleiche.
Loo
= Wald, ahd. Loh, urverwandt mit lat. lucus der Hain, ist erhalten in Loohof, Oberer und Unterer, in Looeichen. Der Name ist für das Gelände geblieben, auch wenn der Wald gefällt und nicht wieder aufgeforstet wurde. Im Rieden gibt es ebenfalls ein Lohhölzli und einen Lohhölzliweg.
Luterbach
Ist ein häufiger Name. Alle Luterbach liegen zweifellos an Bächen oder Bächlein, die ebenso heissen oder hiessen wegen ihres klaren (luteren) Wassers. Auch bei uns wird das am Weichler vorbei dem Dorfbach zueilende Wässerlein Luterbächlein geheissen. Vergl. Luterbrunnen -lauterer Quell und den Flussnamen d‘Lutere.
Sein Quellgebiet liegt auf Luterbach in der Gegend des Brünneli, woher auch dortige Liegenschaften ihr Wasser beziehen. Der Name des Weilers ist also eindeutig.
Münzenbühl
Westabhang des Schneckenberges. Vergl. Münzenloch, Heimwesen der Gemeinde Entlebuch. Büel, Loch wo Münze (wohl Mentha arvensis) wächst oder früher wuchs.
Gleich verhält es sich mit Reckholderhubel, westlicher Ausläufer des Bühnenberges. In diesem Wald musste früher Wachholder (Juniperus communis) häufig gewesen sein.
Oftringen - Küngoldingen
Beide Wörter deuten auf die an diesen Orten sich niedergelassenen alemannischen Sippen. lm ersten Fall sind die Leute des Ofthêri (der Familienname "Oft" kommt heute noch in Österreich vor), im zweiten die des Küngold gemeint. Erstmals erscheint der Name Oftringen, Ofteringa, im Zinsrodel der Fraumünsterabtei Zürich (Staatsarchiv). Die Stelle lautet: De Ofteringa Chenetelin suisque socii plen = Von Oftringen (bezahlten) Chenetelin und seine Genossen den vollen Zins. Der Kopf des Dokumentes ist abgeschnitten und es fehlt darum das Datum der Erstellung. Aus Vergleichen wurde bisher allgemein dafür das Jahr 924 angegeben (Paul Kläui). Seither datieren Paul Schweizer aber 893 und Eugen Fischer gar die Zeit von 853 bis 863. Der Name Küngoldingen erscheint viel später, erst 1346: Küngoldingen am Birchenfeld (Urk. der Stadt Zof.).
Ober- und Unterfeld
Erklären sich von selbst. Sie geben die Lage zum Dorf an. Ähnlich ist es mit Kleinfeld. Mit Dorf ist immer der Kernpunkt einer ländlichen Niederlassung angegeben.
Pfaffenäcker
Ist die Bezeichnung der Grundstücke in der Gegend der Kirche. Vermutlich waren sie einst dem Chorherrenstift Zofingen zinspflichtig oder gar zu eigen. Auch das Strässchen trug den Namen Pfaffenackerstrasse. Das Wort ist alt und hat mit unserem Pfarrhaus keine Beziehung. Erst nach dem Bau der Kirche wurden die alten Benennungen durch das vornehmere Kirchstrasse und Kirchenfeld ersetzt.
Peyerland
Da standen bis vor wenigen Jahrzehnten nur zwei Bauernhäuser, jedes von einer Familie Peyer bewohnt. Wahrscheinlich ihre Vorfahren schon da gelebt. Von ihnen wird der Weiler seinen Namen haben.
Rieden
Ist die Mehrzahlform von Ried. Darin sind zwei ursprünglich ganz verschiedene Namen zusammengefallen.
a) westgermanisch hreod = ahd. (h)riot, mhd. riet = mit Riedgras bewachsenes Gelände, Moos.
b) westgermanisch reob = ahd. riod, Rodung = schweizerdeutsch Ried.
Zum gleichen Stamm gehört riuti = Rüti (Rodung). riute, rüte, Schriftsprache reuten (J.U. Hubschmied).
Unser Wort Rieden kann nur mit der zweiten Ableitung, also mit reuten erklärt werden.
Stampfi
Dieser Name kommt auch anderwärts häufig vor. Wir finden ihn meistens dort, wo der Weg aus flachem Gelände zu steigen beginnt. Das Gehen wird mühsamer; man muss tüchtig stampfen, stapfen, um weiter zu kommen. Man stampft auf den Boden.
Steinbillen
Die Steinbillen sind nicht ganz selten. J.U. Hubschmied erklärt Stibille, ein Gut bei Hasli, Amt Burgdorf, mit Bille, Spitzhaue zum Aufrauhen, wohl verwandt mit Beil. Im Idiotikon ist Steinbille in Aarburg ebenfalls mit Bille erklärt. Im Quellenwerk des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen ist der Güterbeschrieb aus dem 12. Jahrhundert. Es heisst da: Item, Ottgot hat geben Sant Salvator ein solich guot als er gedacht wz besitzen an den enden, die genannt sind Willingsgouw, Bonwiler, Erlinsberg, Steinbühel. In der Fussnote bemerkt der Herausgeber zu Steinbühel: Steinbille in Oftringen. Im 12. Jahrhundert hiess bille also noch bühel, ahd. buhil.
Striegel
Der Name kommt als Geländebezeichnung auch vor in Känerkinden BL, Schiers GR, Höngg ZH und bezeichnet ein schmales Stück Land, einen Riemen oder eine Reihe nebeneinander liegender. In Rüdlingen SH jetzt noch Striegel geheissen. Es mag an die schmalen Zwischenräume zwischen den gezähnten Metallplatten des Striegels, den Metallkamms zum Putzen von Vieh und Pferden erinnern (J.U. Hubschmied).
Die Gemeindekanzlei Rüdlingen schreibt: Als Flurbezeichnung komme Striegel in ihrer Gemeinde nicht vor, aber als Ausdruck für lange, kleine Äcker in der Grössenordnung bis zu einem Vierling oder 9 Aren. Im Alltag immer noch in diesem Sinne zu hören (es ist ja nur ein Striegel). Die Vermutung liegt nahe, dass auch bei uns der Name Striegel mit schmalen Landstreifen in Zusammenhang gebracht werden muss.
Schwarzhaar
Schwarzhor oder Schwarzen (Idiotikon). In Urk. Zof. Stadt 353, vom 15. Mai 1471 heisst es: Item, ein halben jahrzins im Horswerzen. Bei Villigen gibt es eine Horschwerzi. Für Sursee ist am Seeufer ein Dubenschwarz bezeugt. J.U. Hubschmied erklärt die vielen "schwarz" für Berge, Seen, Ufer, Weideland, Wälder aus gallisch dubio, schwarz. Die Namen auf schwarz, dub, daub, taub, sind unzählig. Sie betonen das Unheimliche.
- hor, ahd. horo = Sumpf, bildete viele Namen. Horw, Horb entstanden aus dem Dative horwo. Im Schwarzhaar befand sich bis vor Jahrzehnten noch ein Weiher hinter dem Brunnen an der Strasse, er ist jetzt zugeschüttet. Die Stelle musste früher sumpfig gewesen sein.
Schwarzstier
In den Urkunden von Zofingen finden wir Schwarzbira. 1269. Das keltische Wort bira, die Ebene, hat sich also bis dahin erhalten. Der heutige Name ist aus der Umgangssprache hervorgegangen. Bira liegt noch folgenden Ortsbezeichnungen zugrunde wie Birr, Birrfeld und dem waadtländischen Bière, das 1177 Beria, 1188 Biria und 1288 Bieri geschrieben wurde. Sie liegen alle auch in einer Ebene.
Tych
Mühletych ist im 14. Jahrhundert schon bezeugt. Das Wort gehört zu ahd. dâh (gesprochen dach) = Lehm. Gebrannter Lehm lieferte das Material zum Hausdach. Däntschen gehört ebenfalls hieher und bedeutet abdichten mit Lehm. dâh, dâhe, dîch stehen im Ablautverhältnis. Deich und Tych sind. Abdichtungen mit Lehm.
Vytenhof
Dem Wort muss der Name Vitus, Veit, zugrunde liegen. Es heisst somit der Hof des Vitus.
Der dortige Hügel wurde früher ebenfalls Vytenberg geheissen. Warum jetzt Hottigergasse ist nicht bekannt. Ob von einem Bewohner Hottiger oder wegen des vielleicht unebenen, holperigen Weges. Geteerte Strassen kannten unsere Vorfahren eben nicht. 1484 haben sich die Aarburger bei Bern ja auch beschwert wegen der Alten Strasse, dass sie gar lang und beschwerlich sei.
Weichler
Winkler bezeichnet ursprünglich denjenigen, der im Winkel, im Weichel wohnte oder von dort hergezogen war. Mit "im Winkel", auch in Riken-Murgenthal, wird offenbar ein in einen Waldsaum hinein ragendes offenes Gelände gemeint sein. Vielleicht bezeichnet Winkel auch das Knie, das die Strasse, wie bei unserem Weichler, dort macht. Diese war ja früher der Hauptverbindungsweg zwischen Aarburg-Oftringen-Küngoldingen. Nach J.U. Hubschmied schwindet n vor Reibelauten f, s, ch, meist mit Längung oder Diphtongierung des vorhergehenden Vokale. So wird in BE und FR der Flussname Sense gesprochen seise, ähnlich wie zeise für Zinsen. Darum im Volksmund statt Winkler. n wird vornehmer empfunden. Mit einer Kapelle oder gar einem Kloster hat der Name nichts tun.
Wigger
Die Wiggern kommen auf einst keltischem Gebiet vor und sind zahlreich. Nach dem keltischen Wort vikar, vîger. Noch in merowingischer Zeit nannte man den Fluss in Frankreich vigora. Der älteste Beleg für den Namen Wigger ist im Urkundenbuch II von Beromünster, 1321, wo von einem Grundstück gesagt ist: es liege propre fluvium dictum Wigeren.
Weitere Flurbezeichnungen
Weitere Flurbezeichnungen bedürfen keiner näheren Erläuterung, sie sind aus dem Wortlaut verständlich. Dazu gehören:
Lehmgrube, Wegweiser, Winterhalde, Schür und Schürli, Nigglishäusern, Wirtshüsli, Tychbode, Kreuzstrasse und Kreuzgasse, Lindenhof, Wolfbach, Dorf, Bachthalen, Weid auf dem Schneckenberg, Aesch und Aeschenbach, diese vom Baumbestand Esche abgeleitet und Ruhbank. Zu diesem letzteren Namen sei gesagt, dass Linden an der Zufahrtsstrasse zu einer Stadt, also hier Zofingen, auf die Hohe Gerichtsbarkeit des Ortes hinwiesen. Darunter war zur Erholung müder Wanderer jeweils eine Bank angebracht.
Noch andere Flurnamen und hauptsächlich Strassenbezeichnungen sind ganz jüngsten Datums, als Folge der rasch zunehmenden Überbauung: Sonnhalde, Sonnrain, Sonnmatte, Waldpark, Kirchenfeld, Dammweg, oft willkürlich gewählt.
Es wäre zu wünschen, dass bei weiterer Namengebung jeweils neben topographischen, die historischen Momente mehr berücksichtigt werden. Aus diesem Grunde finden wir auf den neuen Landkarten weitgehend die alten Flurnamen wieder.
Oftringen, im September 1959
Martin Eich, pens. Sekundarlehrer, Oftringen
(*12. November 1883, † 5. Dezember 1973)